Ansprache von Rainer Kühn zur Einweihung des Gedenksteines für

 

Helmut Schönberg

 

am 1.01.2005 in Schweinrich

 

 

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter für eine freie Heide!

 

Das zurückliegende Jahr 2004 war für unsere Bürgerinitiative FREIeHEIDe ein erfolgreiches Jahr. Wir konnten den Goliath Bundeswehr erfolgreich daran hindern unsere Region für die Ausbildung von Bomberpiloten zu missbrauchen. Diese sollen im Einsatzfall bei weltweiten „Out of area-Einsätzen“ zur Wahrung vitaler Interessen der deutschen Wirtschaft beitragen und den Zugang zu Rohstoffen weltweit sichern. Dabei bringen sie zwangsläufig so nebenbei Tod und Verderben über die Zivilbevölkerung fremder Länder, die sich mit Deutschland gar nicht im Kriegszustand befinden. Das Ganze nennen sie dann „Kolateralschaden“. Ausländische Journalisten verfolgen diese Entwicklung nicht ohne Grund mit großer Sorge. Über unseren Streit gegen das BOMBODROM wird sogar in der Japanischen Presse relativ regelmäßig berichtet.

 

Das zurückliegende Jahr 2004 war für uns aber auch ein Jahr der Trauer.

In den frühen Morgenstunden des 11.Juni ist unser Freund und Vorsitzender der Bürgerinitiative FREIeHEIDe Helmut Schönberg für immer von uns genommen worden. Noch am Abend des gleichen Tages trafen sich seine engsten Weggefährtinnen und Weggefährten hier in der Schweinricher Feldsteinkirche um seiner in aller Stille zu gedenken. Sven Gütte und seine Frau Andrea aus Heimland bei Zechlinerhütte waren es, die noch am Abend in der Kirche sagten, dass sie  eine Gedenktafel für Helmut anfertigen und sponsern wollen, damit sein Vermächtnis, im Kampf gegen Kriegsvorbereitungen nicht nachzulassen der Nachwelt auch durch ein sichtbares Zeichen erhalten bleibt. In den folgenden Arbeitsberatungen machten wir uns dann gemeinsam Gedanken über den Untergrund für die Platte, sowie Ort und Zeitpunkt des Geschehens. Nun können wir gemeinsam mit Ihnen das Werk vollenden, indem wir aus unseren Reihen heraus 5-10 Kinder bitten, gleichzeitig am Tuch anzufassen und den Gedenkstein für Helmut Schönberg zu enthüllen und ihn damit seiner Bestimmung zu übergeben.

 

(Enthüllung des Gedenksteines)

 

Bevor wir zur Mahnsäule an der Grenze des umstrittenen Geländes weiterwandern, gestatten Sie mir noch ein paar Worte zu diesem Gedenkstein:

 

-         Der Stein ist in seiner Größe nicht zu wuchtig geraten.

 

So wird er einem Charakterzug von Helmut am besten gerecht. Er wollte nie im Vordergrund stehen und hat für unsere Bürgerinitiative auch viel im Verborgenen getan, was wir oft erst jetzt, da er nicht mehr unter uns ist, zu spüren bekommen

 

-         Den Stein haben wir aber auch nicht zu klein ausgewählt.

 

Er soll ein Stein des Anstoßes sein für alle die, die ohne nachzudenken in Kauf nehmen wollen, dass unsere Region tonnenweise mit Kerosinabgasen und krank machenden militärischen Tieffluglärm belastet wird, die sogar eine Landwirtschaftliche Nischenproduktion zunichte machen, nahezu der einzige Erwerbszweig neben dem sanften Tourismus.

 

 

-         Der Stein, ein größerer Feldstein bzw. Findling, ist aus Granit.

 

Dieses Material ist genau wie der eiserne Wille und die Beharrlichkeit unserer Bürgerinitiative FREIeHEIDe und seines ehemaligen Vorsitzenden in seiner Härte durch nichts zu überbieten. Beim Anbringen der Tafel haben mehrere Hartmetallbohrer ihren Geist aufgeben müssen. Dieses Schicksal erwartet auch all diejenigen, die sich uns in den Weg stellen.

 

-         Der Stein besticht durch seine natürliche Form mit vielen Ecken und Kanten.

 

So verkörpert er die Struktur unserer Bürgerinitiative FREIeHEIDe am besten.

Wir lassen uns nicht in Formen pressen oder bearbeiten. Wir treten so auf, wie wir sind und verkörpern einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung. In den Anrainergemeinden des ehemaligen BOMBODROMs sind wir das Volk.

 

-         Die Tafel mit der Inschrift besteht aus Messing und ist vergoldet

 

In ihrer Erscheinungsform verkörpert sie einen wesentlichen Charakterzug unseres ehemaligen Vorsitzenden. Er vertrat unsere Interessen in der Öffentlichkeit klar und kompromisslos, weil man mit Strom, Gas und Militär keine Kompromisse eingehen soll. Da gibt es nur ein „Ja“ oder „Nein“. Und zu einem Bombenabwurfplatz vor unserer Haustür hat Helmut Schönberg unmissverständlich „Nein“ gesagt. Und wir sagen dies auch.

 

-         Die Inschrift der Tafel lautet:

„In Gedenken und aus tiefer Dankbarkeit an unseren Freund und Vorsitzenden Helmut Schönberg“. Darunter sind Geburts- und Sterbedatum sowie der Schriftzug „BI FREIeHEIDe“ erhaben ausgefräst.

 

Der Inhalt des Textes bringt klar und unmissverständlich zum Ausdruck, dass wir zwei Kernaussagen von Helmut auf unsere Fahnen geschrieben haben und als Vermächtnis gegenüber Helmut an deren Realisierung arbeiten.

 

Helmut sagte immer:

 

„Protest muss Spaß machen“

 

und ein zweites gab er uns mit auf den Weg:

 

„Die Botschaft der Heide ist die Heide“

 

In diesem Sinne lassen Sie uns wandern für eine freie Heide heute hier in Schweinrich und anderen Tags, wo immer es nötig ist, solange, bis die Heide frei ist.